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Samstag, 1. September 2012

Fahrt zur Mutter

zum Hören

 Inhalt

Josef K. möchte zwei Tage Urlaub um zu seiner Mutter zu fahren. Dies ist das einzige Mal,dass er aus eigenem Antrieb die herkömmlichen Schauorte verlässt.
es spielt zwei Wochen vor dem 31. Geburtstag

Originaltext

Plötzlich beim Mittagessen fiel ihm ein er solle seine Mutter besuchen. Nun war schon das Frühjahr fast zu Ende und damit das dritte Jahr seitdem er sie nicht gesehen hatte. Sie hatte ihn damals gebeten an seinem Geburtstag zu ihr zu kommen, er hatte auch trotz mancher Hindernisse dieser Bitte entsprochen und hatte ihr sogar das Versprechen gegeben jeden Geburtstag bei ihr zu verbringen, ein Versprechen, das er nun allerdings schon zweimal nicht gehalten hatte. Dafür wollte er aber jetzt nicht erst bis zu seinem Geburtstag warten, obwohl dieser schon in vierzehn Tagen war, sondern sofort fahren. Er sagte sich zwar, daß kein besonderer Grund vorlag gerade jetzt zu fahren, im Gegenteil, die Nachrichten, die er regelmäßig alle zwei Monate von einem Vetter erhielt, der in jenem Städtchen ein Kaufmannsgeschäft besaß und das Geld, welches K. für seine Mutter schickte, verwaltete, waren beruhigender als jemals früher. Das Augenlicht der Mutter war zwar am Erlöschen, aber das hatte K. nach den Aussagen der Ärzte schon seit Jahren erwartet, dagegen war ihr sonstiges Befinden ein besseres geworden, verschiedene Beschwerden des Alters waren statt stärker zu werden zurückgegangen, wenigstens klagte sie weniger. Nach der Meinung des Vetters hieng dies vielleicht damit zusammen, daß sie seit den letzten Jahren – K. hatte schon bei seinem Besuch leichte Anzeichen dessen fast mit Widerwillen bemerkt – unmäßig fromm geworden war. Der Vetter hatte in einem Brief sehr anschaulich geschildert, wie die alte Frau, die sich früher nur mühselig fortgeschleppt hatte, jetzt an seinem Arm recht gut ausschritt, wenn er sie Sonntags zur Kirche führte. Und dem Vetter durfte K. glauben, denn er war gewöhnlich ängstlich und übertrieb in seinen Berichten eher das Schlechte als das Gute.
Aber wie es auch sein mochte, K. hatte sich jetzt entschlossen zu fahren; er hatte neuerdings unter anderem Unerfreulichem eine gewisse Wehleidigkeit an sich festgestellt, ein fast haltloses Bestreben allen seinen Wünschen nachzugeben – nun, in diesem Fall diente diese Untugend wenigstens einem guten Zweck.
Er trat zum Fenster, um seine Gedanken ein wenig zu sammeln, ließ dann gleich das Essen abtragen, schickte den Diener zu Frau Grubach um seine Abreise ihr anzuzeigen und die Handtasche zu holen, in die Frau Grubach einpacken möge was ihr notwendig scheine, gab dann Herrn Kühne einige geschäftliche Aufträge für die Zeit seiner Abwesenheit, ärgerte sich diesmal kaum darüber, daß Herr Kühne in einer Unart die schon zur Gewohnheit geworden war, die Aufträge mit seitwärts gewendetem Gesicht entgegennahm, als wisse er ganz genau was er zu tun habe und erdulde diese Auftragerteilung nur als Ceremonie, und gieng schließlich zum Direktor. Als er diesen um einen zweitägigen Urlaub ersuchte, da er zu seiner Mutter fahren müsse, fragte der Direktor natürlich, ob K.’s Mutter etwa krank sei. "Nein", sagte K. ohne weitere Erklärung. Er stand in der Mitte des Zimmers, die Hände hinten verschränkt. Mit zusammengezogener Stirn dachte er nach. Hatte er vielleicht die Vorbereitungen zur Abreise übereilt? War es nicht besser hierzubleiben? Was wollte er dort? Wollte er etwa aus Rührseligkeit hinfahren? Und aus Rührseligkeit hier möglicherweise etwas Wichtiges versäumen, eine Gelegenheit zum Eingriff, die sich doch jetzt jeden Tag jede Stunde ergeben konnte, nachdem der Proceß nun schon wochenlang scheinbar geruht hatte und kaum eine bestimmte Nachricht an ihn gedrungen war? Und würde er überdies die alte Frau nicht erschrecken, was er natürlich nicht beabsichtigte, was aber gegen seinen Willen sehr leicht geschehen konnte, da jetzt vieles gegen seinen Willen geschah. Und die Mutter verlangte gar nicht nach ihm. Früher hatten sich in den Briefen des Vetters die dringenden Einladungen der Mutter regelmäßig wiederholt, jetzt schon lange nicht. Der Mutter wegen fuhr er also nicht hin, das war klar. Fuhr er aber in irgendeiner Hoffnung seinetwegen hin, dann war er ein vollkommener Narr und würde sich dort in der schließlichen Verzweiflung den Lohn seiner Narrheit holen. Aber als wären alle diese Zweifel nicht seine eigenen, sondern als suchten sie ihm fremde Leute beizubringen, verblieb er, förmlich erwachend, bei seinem Entschluß zu fahren. Der Direktor hatte sich indessen zufällig oder was wahrscheinlicher war aus besonderer Rücksichtnahme gegen K. über eine Zeitung gebeugt, jetzt hob auch er die Augen, reichte aufstehend K. die Hand und wünschte ihm, ohne eine weitere Frage zu stellen, glückliche Reise.
K. wartete dann noch, in seinem Bureau auf und abgehend, auf den Diener, wehrte fast schweigend den Direktor-Stellvertreter ab, der mehrere Male hereinkam um sich nach dem Grund von K.’s Abreise zu erkundigen, und eilte, als er die Handtasche endlich hatte, sofort hinunter zu dem schon vorherbestellten Wagen. Er war schon auf der Treppe, da erschien oben im letzten Augenblicke noch der Beamte Kullych, in der Hand einen angefangenen Brief, zu dem er offenbar von K. eine Weisung erbitten wollte. K. winkte ihm zwar mit der Hand ab, aber begriffsstützig, wie dieser blonde großköpfige Mensch war, mißverstand er das Zeichen und raste das Papier schwenkend in lebensgefährlichen Sprüngen hinter K. her. Dieser war darüber so erbittert, daß er, als ihn Kullych auf der Freitreppe einholte, den Brief ihm aus der Hand nahm und zerriß. Als K. sich dann im Wagen umdrehte, stand Kullych, der seinen Fehler wahrscheinlich noch immer nicht eingesehen hatte, auf dem gleichen Platz und blickte dem davonfahrenden Wagen nach, während der Portier neben ihm tief die Mütze zog. K. war also doch noch einer der obersten Beamten der Bank, wollte er es leugnen, würde ihn der Portier widerlegen. Und die Mutter hielt ihn sogar trotz aller Widerrede für den Direktor der Bank und dies schon seit Jahren. In ihrer Meinung würde er nicht sinken, wie auch sonst sein Ansehen Schaden gelitten hatte. Vielleicht war es ein gutes Zeichen, daß er sich gerade vor der Abfahrt davon überzeugt hatte, daß er noch immer einem Beamten, der sogar mit dem Gericht Verbindungen hatte, einen Brief wegnehmen und ohne jede Entschuldigung zerreißen durfte. Das allerdings was er am liebsten getan hätte, hatte er nicht tun dürfen, Kullych zwei laute Schläge auf seine bleichen runden Wangen zu geben.



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