Politisch und soziologische Interpretation

Die politisch-soziologische Lesweise will den Text auch als Abbild der Gesellschaft sehen.

Die Welt in der Josef K. lebt
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Während sich in anderen Romanen viele Helden aus der Arbeiterklasse emanzipieren oder die Missstände aufzeigen bewegt sich der Prokurist Josef K. im Mileu der höheren Angestellten. Er lebt in einer sozial gesicherten Position, wie auch Franz Kafka selbst, der als Jurist eine gute Position hatte.

Die Stellung des Helden Josef K.

Kritisch kann man einzig die Rolle der Höheren betrachten, so sind die Justiz und die hohen Beamten korrupt und das Gericht verlottert. Der Vorwurf der Korruption, den Josef K. gegen die Beamten und ausführenden Organe erhebt wiegt schwer. Josef K. selbst in einer höheren Klasse, er hat sogar Menschen unter sich, die er dirigiert ( Diener ). Sein Selbstverständnis ist ebenfalls von der Zugehörigkeit zu dieser Klasse geprägt. Er ist arrogant und sieht sich als etwas Besseres, als die anderen Angeklagten.

 Marx und Roussau - Der Begriff der Entfremdung

Der Philosoph Roussau ( 1712- 1778 ) führt erstmals den Begriff der Entfremdung ein, den später Marx in seiner Kapitalismuskritik aufgegriffen hat.  Marx kritisiert, dass im Kapitalismus der Arbeiter immer abhängig ist von seinem Lohn ( er erwirtschaftet aber den Mehrwert, den sich der Unternehmer einverleibt), er werde nicht als Mensch, sondern nur als Arbeitskraft gesehen und hat keine Teilhabe an den Produktionsfaktoren ( Boden, Arbeitskraft und Geld ). Er ist von der Tätigkeit und auch vom Resultat seiner Arbeit entfremdet, sieht häufig nur einen Produktionsschritt vom Rohstoff zum fertigen Produkt.

Soziologie zu Kafkas Zeiten

Die Soziologie ist eine sehr junge Wissenschaft,die zu Lebzeiten Kafkas gerade die Weltbühne betrat. Intellektuelle und Wissenschaftler waren von dieser Betrachtungsform der Gesellschaft fasziniert. Besonders die Rationalisierung der Systeme führte zu einer Entfremdung und Entfernung der Menschen vom tieferen Sinn.


Die marxistische Deutung legt nahe, dass das Gericht als Sinnbild für den Kapitalismus gesehen werden kann. Dieser ist für die kleinen Leute undurchdringlich und undurchsichtig, zudem noch verdorben und unmelschlich. Es kann als Abbild der Habsburger Gesellschaft gelesen werden.

Die Juden hatte in der unmittelbaren Umgebung von Kafka zu seiner Zeit keine eindeutige Identität. Sie waren im Spannungsfeld zwischen den Deutschen und den Tschechen, in Sachen Sprache, Kultur und Selbstverstndnis hin und hergeworfen. Die goldene Stadt, wie Prag gerne genannt wird, war zudem die Stadt der Habsburger – eine sehr reiche Stadt, doch dieser Glanz aus alten Tagen verblasste, angesichts der steigenden Modernisierungen. Kafka ging in eine tschechische Schule, anders als der überwiegende Teil der Juden. Diese besuchten deutsche Bildungsinstitute.
Die jungen jüdischen Bürger waren zu Kafkas Zeit nicht nur gebildet, sondern auch vielseitig interessiert. Zu seiner Zeit schrieben die Juden seiner Generation Literaturgeschichte. Nicht nur Kafka selbst, auch sein Freund Max Brod und Willy Haas, Franz Wefel und Ernst Weiss erlangten Weltruhm.
Dennoch wurde dieses Leben von dem vorhandenen und steigenden Antisemitismus überschattet. Kafka selbst bereichtete im November 1920 Milena Jesevska von seinem Erbleben der Ausschreitungen , er bade in Judenhass berichtet er.


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Bezug zu anderen Kafka Texten

In der Strafkolonie

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