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Samstag, 1. September 2012

Torhüterparabel Vor dem Gesetz

  Was ist ein Parabel?

Ähnlich wie ein Gleichnis ist die Parabel eine symbolhafte Erzählung. Diese Form der Erzählung ist kurz und meist lehrreich ( ähnlich wie bei der Fabel die Moral von der Geschichte) 

Die Inhalte der Erzählung, also die Handlung der Parabeln sind die vordergründige Botschaft der Parabel. Hinter dieser liegt die eigentliche Bedeutung der Erzählung verborgen. Sie steht symbolhaft für den eigentlichen Inhalt der Parabel.

 In der Parabel ist die Botschaft inhaltlich verschlüsselt, nur indirekt dargestellt und kann nur durch Interpretation zu Tage gefördert werden.

lehrhafte, kurze erzählung, wirft fragen über moral und ethische grundsätze auf, welche durch übertragung in einen anderen vorstellungsbereich begreifbar werden.das im vordergrund stehende geschehen hat eine symbolische bedeutung für den leser: herleiten des gemeinten allgemeinen. enthält meist 2 lehreh: 1. eine im engeren sinne; 2.des weiteren sinns ( explizit / implizit) . Die parabeläste stehen für bild- und sachebene, die parallel verlaufen. Der scheitelpunkt dient als abstraktes Bindeglied zwischen erzähltem und gemeintem.veranschauliches erzählen, bildhafte darstellungen sollen den leser auf einen passenden sachverhalt anregen

 

 

Interpretationsansätze 

   Der Prosatext " Vor dem Gesetz" von Franz Kafka aus dem Jahr 1915. Es
stammt aus dem Kapitel "dom"
Zusammenfassung hier aus dem Romanfragment " der Prozess" . Es ist der einzige Text aus "der Prozess", den Kafka selbst veröffentlicht hat( 1915  in einer jüdischen Wochenzeitung und später noch einmal im Rahmen des Erzählsammelbandes "ein Landarzt" (1919) als Kafka die Arbeit am unvollendeten Roman schon aufgegeben hatte.

 Bei der Erzählung Vor dem Gesetz handelt es sich um eine Parabel, da das Stück eine Lektion erteilen will. Franz Kafka verwendet bildhafte Methaphern, zum Beispiel wenn er das Gesetz beschreibt, da dieses sich in der Parabel als Gebäude manifestiert. Im wirklichen Leben wäre das Gesetz ja nicht zu betreten.  Der Leser erfährt etwas über die Gedanken und Gefühle des Mannes vom Lande, die Innenansicht des Torhüters bleibt dem Leser verborgen, darum handelt es sich um den personalen Erzähler.

  Er vergißt die andern Türhüter,...Solche Schwierigkeiten hat der Mann vom Lande nicht erwartet,...

 Die Sprache der Parabel ist einfach und klar, der Autor verwendet eine allgemein verständliche Sprache  und wenige Stilmittel. Viele der verwendeten Wörter sind sehr basal, stammen sogar aus dem Grundwortschatz.Kafka verwendet kaum Adjektive, was die Klarheit und Einfachheit der Sprache ausmacht.
Die Namen der Männer bleiben dem Leser verborgen, sodass man meist Der Mann oder der Torhüter liest ( Wiederholung ). In der Parabel wird wörtliche Rede verwendet. indirekte rede wird nur für den mann vom lande benutzt und die direkte Rede nur beim Türhüter. Die erzählte Zeit ist länger als die Erzählzeit, da ein Menschenleben in fünf Minuten Lesezeit behandelt wird. Es handelt sich um eine zeitliche Raffung.
Der Torhüter wird weitaus öfters genannt, als der Mann, dieser wird nur zwei Mal mit seinem vollen Titel Mann vom Lande benannt. siehe Heinz Politzer
Über den Ort erfährt der Leser sehr wenig, der Raum um das Tor bleibt unbeschrieben, ebenso wie die Lebenslage des Mannes bevor er vor dem Tor steht. Nur seine Herkunft wird bekannt

Zu diesem Türhüter kommt ein Mann vom Lande und bittet um Eintritt in das Gesetz.
Der Torhüter ist für den Leser gut vorstellbar, da sein Aussehen genau beschrieben wird:
aber als er jetzt den Türhüter in seinem Pelzmantel genauer ansieht, seine große Spitznase, den langen, dünnen, schwarzen tatarischen Bart,
Der Torhüter ist furchteinflößend und mächtig, gierig und unnachgiebig, außerdem ist er ungeduldig
Merke aber: Ich bin mächtig.
Der Türhüter stellt öfters kleine Verhöre mit ihm an, fragt ihn über seine Heimat aus und nach vielem andern, es sind aber teilnahmslose Fragen, wie sie große Herren stellen, und zum Schlusse sagt er ihm immer wieder, daß er ihn noch nicht einlassen könne.
Dieser nimmt zwar alles an, aber sagt dabei: »Ich nehme es nur an, damit du nicht glaubst, etwas versäumt zu haben.«
»Was willst du denn jetzt noch wissen?« fragt der Türhüter, »du bist unersättlich. «
Aber der Torhüter ist nicht nur in seiner Rolle als Gesetzdiener, er zeigt auch freundliche, menschliche  Gesten:
 Als der Türhüter das merkt, lacht er und sagt,..........Der Türhüter gibt ihm einen Schemel und läßt ihn seitwärts von der Tür sich niedersetzen.

Der Torhüter widerspricht sich selbst, wenn er sagt, dass der Eintritt noch nicht möglich ist im Moment und ihm dennoch den Eintritt frei gibt

  »Wenn es dich so lockt, versuche es doch, trotz meines Verbotes hineinzugehn...........»Es ist möglich«, sagt der Türhüter, »jetzt aber nicht.«
Den Mann vom Lande kann man mit folgenden Attributen charakterisieren:  krumme Haltung, keine Spannung, unterwürfig, demütig, ratlos, passiv , verzweifelt, initiativlos, unsicher, willensschwach.
 Dort sitzt er Tage und Jahre.
Er ist von dem mächtigen Torhüter eingeschüchtert und wartet bis der Torhüter ihn einließe. Dennoch geht er öfters auf ihn zu und versucht den Torhüter zu bestechen.
 Der Mann, der sich für seine Reise mit vielem ausgerüstet hat, verwendet alles, und sei es noch so wertvoll, um den Türhüter zu bestechen.
Er wartet ab, akzeptiert und vergisst, erst als es fast zu spät ist, als er fast zu schwach ist um noch zu handeln stellt er die wichtigen Fragen:
Vor seinem Tode sammeln sich in seinem Kopfe alle Erfahrungen der ganzen Zeit zu einer Frage, die er bisher an den Türhüter noch nicht gestellt hat.
Kafka möchte den Menschen mit der Parabel mit auf den Weg geben, dass man nicht gleich bei dem ersten Hinderniss, das sich in den Weg stellt aufgeben soll. Denn wenn man sich immer gleich vom ersten Hindernis abschrecken lässt, dann wird  man nie feststellen, ob der Weg danach schwerer oder leichter wird als der Weg über das Hindernis. So hat der Mann ja nie nachgesehen, ob die weiteren Wächter wirklich furchtbarer waren, als der Erste. Er hat dagesessen und abgewartet und sich seiner Angst ergeben. Denn der Torhüter muss nicht immer nur für die Menschen um uns herum stehen, für ein äußeres Hemmnis, es kann auch für die innere Stimme stehen, die uns davon abhält das zu tun was wir gerne machen möchten, aus Furcht vor dem was kommt.

Mit der Parabel zeigt der Autor uns die Gefahren auf, die drohen, wenn wir unser Leben nicht in die Hand nehmen, sondern passiv abwarten. Er zeigt uns, dass wir vom Leben nicht erwartet können, dass uns Lösungen präsentiert werden, sondern dass wir aktiv in die Offensive gehen sollten und uns nehmen sollen was wir wollen.

Das Gesetz kann man als Verwirklichung eines höheren Ziel sehen. Zum Einen hat es etwas so universelles, dass es als göttliches Prinzip gesehen werden kann, zum Anderen kann es für Selbstverwirklichung stehen.

Das Gleichnis zeigt, dass wir Chancen ergreifen sollten "Als der Türhüter das merkt, lacht er und sagt: »Wenn es dich so lockt, versuche es doch, trotz meines Verbotes hineinzugehn." und nicht zögernd, starr vor Angst abwarten sollten.

Bei der Lektüre fragten wir uns, was wohl passiert wäre, wenn der Mann nicht abgewartet hätte, sondern die Initiative ergriffen hätte. Er wäre dann wohl seinem Ziel, dem Gesetz, näher gekommen als auf diesem Weg.


Vor dem Gesetz

  • Vor dem Gesetz steht ein Türhüter.  Das Gesetzt wird geschützt durch den Torhüter
  •   Zu diesem Türhüter kommt ein Mann vom Lande und bittet um Eintritt in das Gesetz.  Mann vom Lande= einfacher Mann, er bittet um Eintritt = er muss bitten, man kommt da nicht so einfach hinein
  • Aber der Türhüter sagt, daß er ihm jetzt den Eintritt nicht gewähren könne. Es gibt eine höhere Instanz als den Torhüter, dieser KANN nicht
  • Der Mann überlegt und fragt dann, ob er also später werde eintreten dürfen. Mann übt sich in Geduld
  • »Es ist möglich«, sagt der Türhüter, »jetzt aber nicht.« Keine klare Zeitangabe, keine Angabe von Gründen warum es nicht möglich ist zur Zeit.
  • Da das Tor zum Gesetz offensteht wie immer und der Türhüter beiseite tritt, bückt sich der Mann, um durch das Tor in das Innere zu sehn. Mann ist neugierig, das Tor steht offen, aber der Durchgang ist nicht frei
  • Als der Türhüter das merkt, lacht er und sagt: »Wenn es dich so lockt, versuche es doch, trotz meines Verbotes hineinzugehn. Torhüter verführt den Mann vom Land etwas verbotenes zu tun, Wächter zeigt Emotionen ( lacht), nimmt den Mann nicht ernst und die Verbote ebenfalls nicht
  • Merke aber: Ich bin mächtig. Drohung, Einschüchterung
  • Und ich bin nur der unterste Türhüter. Von Saal zu Saal stehn aber Türhüter, einer mächtiger als der andere. Klare Ordnung, klare Hierachie
  • Schon den Anblick des dritten kann nicht einmal ich mehr ertragen.« Unvorstellbares Grauen, Stilistisches Element
  • Solche Schwierigkeiten hat der Mann vom Lande nicht erwartet; das Gesetz soll doch jedem und immer zugänglich sein, denkt er, Weltbild gerät ins Wanken Demokratie existiert nicht
  • aber als er jetzt den Türhüter in seinem Pelzmantel genauer ansieht, seine große Spitznase, den langen, dünnen, schwarzen tatarischen Bart, entschließt er sich, doch lieber zu warten, bis er die Erlaubnis zum Eintritt bekommt. Bedrohliches Aussehen, genaue Beschreibung des Torhüters
  • Der Türhüter gibt ihm einen Schemel und läßt ihn seitwärts von der Tür sich niedersetzen. Mit fühlende Geste
  • Dort sitzt er Tage und Jahre. Vergebliches Warten
  • Er macht viele Versuche, eingelassen zu werden, und ermüdet den Türhüter durch seine Bitten. Vergebliche Bitten, er müsste nicht bitten, sondern könnte einfach am Torhüter vorbei gehen und dann den nächsten Torhüter mit Bitten beknieen, dann wäre er schon einen Schritt weiter
  • Der Türhüter stellt öfters kleine Verhöre mit ihm an, fragt ihn über seine Heimat aus und nach vielem andern, es sind aber teilnahmslose Fragen, wie sie große Herren stellen, und zum Schlusse sagt er ihm immer wieder, daß er ihn noch nicht einlassen könne. Die Ordnung und Rangfolge wird sichtbar, Machtgefälle, große Herren => Mann vom Lande
  • Der Mann, der sich für seine Reise mit vielem ausgerüstet hat, verwendet alles, und sei es noch so wertvoll, um den Türhüter zu bestechen. Gesetzeshüter ist unbestechlich
  • Dieser nimmt zwar alles an, aber sagt dabei: »Ich nehme es nur an, damit du nicht glaubst, etwas versäumt zu haben.« Ist zwar gierig aber ist dennoch nicht bereit seinen Teil des Geschäft abzugeben, muss er auch nicht, da er ja mächtig ist
  •  Während der vielen Jahre beobachtet der Mann den Türhüter fast ununterbrochen. Er beobachtet ihn und doch wird kaum etwas über ihn erzählt
  • Er vergißt die andern Türhüter, und dieser erste scheint ihm das einzige Hindernis für den Eintritt in das Gesetz. Geisteszustand verschlechtert sich
  • Er verflucht den unglücklichen Zufall, in den ersten Jahren rücksichtslos und laut, später, als er alt wird, brummt er nur noch vor sich hin. Zustand verschlechtert sich, Abfinden
  •  Er wird kindisch, und, da er in dem jahrelangen Studium des Türhüters auch die Flöhe in seinem Pelzkragen erkannt hat, bittet er auch die Flöhe, ihm zu helfen und den Türhüter umzustimmen. Verlust der geistigen Urteilsfähigkeit
  • Schließlich wird sein Augenlicht schwach, und er weiß nicht, ob es um ihn wirklich dunkler wird, oder ob ihn nur seine Augen täuschen. Wohl aber erkennt er jetzt im Dunkel einen Glanz, der unverlöschlich aus der Türe des Gesetzes bricht. Verliert sein Ziel "aus den Augen"
  • Nun lebt er nicht mehr lange. Vor seinem Tode sammeln sich in seinem Kopfe alle Erfahrungen der ganzen Zeit zu einer Frage, die er bisher an den Türhüter noch nicht gestellt hat. Er winkt ihm zu, da er seinen erstarrenden Körper nicht mehr aufrichten kann. Lebenszeit damit verbracht zum Gesetz zu kommen und erfolglos geblieben
  • Der Türhüter muß sich tief zu ihm hinunterneigen, denn der Größenunterschied hat sich sehr zuungunsten des Mannes verändert. Gebeugt vom Alter und vom langen Warten
  • »Was willst du denn jetzt noch wissen?« fragt der Türhüter, »du bist unersättlich. « »Alle streben doch nach dem Gesetz«, sagt der Mann, »wieso kommt es, daß in den vielen Jahren niemand außer mir Einlaß verlangt hat?« Erst am Ende seines Lebens stellt er Fragen
  • Der Türhüter erkennt, daß der Mann schon an seinem Ende ist, und, um sein vergehendes Gehör noch zu erreichen, brüllt er ihn an: »Hier konnte niemand sonst Einlaß erhalten, denn dieser Eingang war nur für dich bestimmt. Ich gehe jetzt und schließe ihn.«  Tod des Mannes ?!?

Text

Die Parabel im Werk Der  Proceß
Es ist der unterste aller Wächter ===> Josef K. spricht auch immer nur mit den niederen Untersuchungsrichtern und Angestellten 
Größe des Gerichts =====> Abgeschirmtheit vom Gesetz 

 Innerhalb des Romans befindet sich eine Parabel, ein Lehrstück, das in Form einer Geschichte daher kommt. Die Torhüterlegende bezeichnet die Geschichte von einem Mann vom Lande, der zum Gesetz will und vom Torhüter aufgehalten wird. Diese lehrreiche Erzählung hat in mehrfacher Hinsicht eine Sonderrolle. Die Lektion des Textes verbirgt sich, wie bei Parabeln üblich, hinter der eigentlichen Geschichte. Sie ist eine Sonderform der Erzählung und im gesamten Roman, sowie der einizige Teil des gesamten Werkes, das Kafka selbst herausgebracht hat.
Die abschließende Deutung des Gefängniskaplan erhellt weniger den Inhalt als das sie verwirrt. Nicht nur durch die Einordnung in das Kapitel im Dom lässt die Parabel einen religiösen Deutungsansatz zu, sondern auch die Beschäftigung Kafkas mit dem jüdischen Legenden legen diesen Schluss nahe.

Die Deutungen des Geistlichen sind weniger in Form des restlichen Forms verfasst, als mehr in Form eines Kommentars. Während die Parabel tiefe Weisheiten in einfachsten Worten vermittelt wird jene Einfachheit durch den Gefängniskaplan wieder negiert. Er setzt der Einfachheit der Parabel seine komplexte Ausdeutung entgegen. Nach der Parabel endet das Innere des Josef K. danach endet auch der Widerstand gegen die Vereinnahmung des Gerichts und der Kampf mit dem Gericht ist beendet.weitere Interpretation

 
In der Parbel, (publiziert 1915 und 1919) wird deutlich, dass dem Gericht sehr klar ist, dass die Geschichte des Josef K. Bald ein Ende haben wird. Es weiß vom kommenden Niedergang und offenbart sich in diesem letzen Akt noch einmal selbst, es will eine letzte Erkenntnis vermitteln. Im biblischen Ton verweist die Legende auf eine längst vergangene Zeit.
Die Torhüter Legende verweist den Fragenden und Suchenden Josef K. Auf sich selbst. Es istder Weg von K zu sich selbst sinnbildlich dargestellt. Permanent kreist er um das Problem zum eigentlichen Kern dringt er n icht vor.
K. möchte während der ganzen Zeit einfach nur sein altes, sein oberflächliches Leben zurück, der Weg vom Mann vom Lande zu sich selbst ist dem ähnlich. Er nähert sich dem Gesetzt – dem Prozess nicht, sondern er er lässt es zu, dass er von überwindbaren Hindernissen abgehalten wird.
So lässt sich Josef K. Ebenfalls abhalten, er sieht sich beispielsweise am Verfassen seiner Eingabe gehindert, weil sein Konkurrent den dafür vorgesehenen Schreibblock verwendet. Der Mann vom Lande lässt sich durch die Torhüter daran hindern.

Mann vom Lande
Josef K.
Will zum Gesetz
Will die höheren Beamten finden, sehen und sprechen
Lässt sich vom ersten Torhüter abschrecken
Lässt sich an der Eingabe hindern, weil der Block anders verwendet wurde
Verfolgt nicht sein Ziel
Verliert nach und nach den Bezug zur Normalität
Verliert langsam den klaren Blick
Hat ebenfalls keinen Durchblick
Wird verrückt
Verliert den Verstand
Von Ängsten getrieben
Ängstlich, fühlt sich verfolgt
Soll nicht am Eintreten gehindert werden durch den ersten Torhüter
Soll nicht am normalen Berufsablauf gehindert werden
Mann hätte hindurch gehen sollen
Er hätte sich dem Prozess stellen sollen
Wird vom Torhüter auf sich selbst verwiesen
Wird vom Geistlichen auf sich selbst verwiesen

Der Torhüter schürt Ängste und ermutigt ihn zugleich zu versuchen durch das Tor hindurch zu gehen. Er sollte es versuchen, jedoch stünden hinter ihm noch weitere, viel schrecklichere Torhüter.
Ähnlich verhält es sich auch mit Josef K. , der ja nicht an der Ausübung seines Berufes gehindert werden soll durch den Prozess und doch durch Angst und Einschüchterung handlungsunfähig gemacht wird. Zum Beispiel ist das Kapitel der Prügler exemplarisch. Hier kann er zwar seinen normalen Berufsalltag fortsetzen, jedoch dringt das Gericht in den letzten Autonomiebereich ein.
Der Text zu sich selbst - Josef K. und der Kaplan über die Torhüterparabel

»Der Türhüter hat also den Mann getäuscht«, sagte K. sofort, von der Geschichte sehr stark angezogen. »Sei nicht übereilt«, sagte der Geistliche, »übernimm nicht die fremde Meinung ungeprüft. Ich habe dir die Geschichte im Wortlaut der Schrift erzählt. Von Täuschung steht darin nichts.« »Es ist aber klar«, sagte K., »und deine erste Deutung war ganz richtig. Der Türhüter hat die erlösende Mitteilung erst dann gemacht, als sie dem Manne nicht mehr helfen konnte.« »Er wurde nicht früher gefragt«, sagte der Geistliche, »bedenke auch, daß er nur Türhüter war, und als solcher hat er seine Pflicht erfüllt.« »Warum glaubst du, daß er seine Pflicht erfüllt hat?« fragte K., »er hat sie nicht erfüllt. Seine Pflicht war es vielleicht, alle Fremden abzuwehren, diesen Mann aber, für den der Eingang bestimmt war, hätte er einlassen müssen.« »Du hast nicht genug Achtung vor der Schrift und veränderst die Geschichte«, sagte der Geistliche. »Die Geschichte enthält über den Einlaß ins Gesetz zwei wichtige Erklärungen des Türhüters, eine am Anfang, eine am Ende. Die eine Stelle lautet: daß er ihm jetzt den Eintritt nicht gewähren könne, und die andere: dieser Eingang war nur für dich bestimmt. Bestände zwischen diesen beiden Erklärungen ein Widerspruch, dann hättest du recht, und der Türhüter hätte den Mann getäuscht. Nun besteht aber kein Widerspruch. Im Gegenteil, die erste Erklärung deutet sogar auf die zweite hin. Man könnte fast sagen, der Türhüter ging über seine Pflicht hinaus, indem er dem Mann eine zukünftige Möglichkeit des Einlasses in Aussicht stellte. Zu jener Zeit scheint es nur seine Pflicht gewesen zu sein, den Mann abzuweisen, und tatsächlich wundern sich viele Erklärer der Schrift darüber, daß der Türhüter jene Andeutung überhaupt gemacht hat, denn er scheint die Genauigkeit zu lieben und wacht streng über sein Amt. Durch viele Jahre verläßt er seinen Posten nicht und schließt das Tor erst ganz zuletzt, er ist sich der Wichtigkeit seines Dienstes sehr bewußt, denn er sagt: ›Ich bin mächtig‹, er hat Ehrfurcht vor den Vorgesetzten, denn er sagt: ›Ich bin nur der unterste Türhüter‹, er ist nicht geschwätzig, denn während der vielen Jahre stellt er nur, wie es heißt, ›teilnahmslose Fragen‹, er ist nicht bestechlich, denn er sagt über ein Geschenk: ›Ich nehme es nur an, damit du nicht glaubst, etwas versäumt zu haben‹, er ist, wo es um Pflichterfüllung geht, weder zu rühren noch zu erbittern, denn es heißt von dem Mann, ›er ermüdet den Türhüter durch sein Bitten‹, schließlich deutet auch sein Äußeres auf einen pedantischen Charakter hin, die große Spitznase und der lange, dünne, schwarze, tartarische Bart. Kann es einen pflichttreueren Türhüter geben? Nun mischen sich aber in den Türhüter noch andere Wesenszüge ein, die für den, der Einlaß verlangt, sehr günstig sind und welche es immerhin begreiflich machen, daß er in jener Andeutung einer zukünftigen Möglichkeit über seine Pflicht etwas hinausgehen konnte. Es ist nämlich nicht zu leugnen, daß er ein wenig einfältig und im Zusammenhang damit ein wenig eingebildet ist. Wenn auch seine Äußerungen über seine Macht und über die Macht der anderen Türhüter und über deren sogar für ihn unerträglichen Anblick – ich sage, wenn auch alle diese Äußerungen an sich richtig sein mögen, so zeigt doch die Art, wie er diese Äußerungen vorbringt, daß seine Auffassung durch Einfalt und Überhebung getrübt ist. Die Erklärer sagen hiezu: ›Richtiges Auffassen einer Sache und Mißverstehen der gleichen Sache schließen einander nicht vollständig aus.‹ Jedenfalls aber muß man annehmen, daß jene Einfalt und Überhebung, so geringfügig sie sich vielleicht auch äußern, doch die Bewachung des Eingangs schwächen, es sind Lücken im Charakter des Türhüters. Hiezu kommt noch, daß der Türhüter seiner Naturanlage nach freundlich zu sein scheint, er ist durchaus nicht immer Amtsperson. Gleich in den ersten Augenblicken macht er den Spaß, daß er den Mann trotz dem ausdrücklich aufrechterhaltenen Verbot zum Eintritt einlädt, dann schickt er ihn nicht etwa fort, sondern gibt ihm, wie es heißt, einen Schemel und läßt ihn seitwärts von der Tür sich niedersetzen. Die Geduld, mit der er durch alle die Jahre die Bitten des Mannes erträgt, die kleinen Verhöre, die Annahme der Geschenke, die Vornehmheit, mit der er es zuläßt, daß der Mann neben ihm laut den unglücklichen Zufall verflucht, der den Türhüter hier aufgestellt hat – alles dieses läßt auf Regungen des Mitleids schließen. Nicht jeder Türhüter hätte so gehandelt. Und schließlich beugt er sich noch auf einen Wink hin tief zu dem Mann hinab, um ihm Gelegenheit zur letzten Frage zu geben. Nur eine schwache Ungeduld – der Türhüter weiß ja, daß alles zu Ende ist – spricht sich in den Worten aus: ›Du bist unersättlich.‹ Manche gehen sogar in dieser Art der Erklärung noch weiter und meinen, die Worte ›Du bist unersättlich‹ drücken eine Art freundschaftlicher Bewunderung aus, die allerdings von Herablassung nicht frei ist. Jedenfalls schließt sich so die Gestalt des Türhüters anders ab, als du es glaubst.« »Du kennst die Geschichte genauer als ich und längere Zeit«, sagte K. Sie schwiegen ein Weilchen. Dann sagte K.: »Du glaubst also, der Mann wurde nicht getäuscht?« »Mißverstehe mich nicht«, sagte der Geistliche, »ich zeige dir nur die Meinungen, die darüber bestehen. Du mußt nicht zuviel auf Meinungen achten. Die Schrift ist unveränderlich und die Meinungen sind oft nur ein Ausdruck der Verzweiflung darüber. In diesem Falle gibt es sogar eine Meinung, nach welcher gerade der Türhüter der Getäuschte ist.« »Das ist eine weitgehende Meinung«, sagte K. »Wie wird sie begründet?« »Die Begründung«, antwortete der Geistliche, »geht von der Einfalt des Türhüters aus. Man sagt, daß er das Innere des Gesetzes nicht kennt, sondern nur den Weg, den er vor dem Eingang immer wieder abgehen muß. Die Vorstellungen, die er von dem Innern hat, werden für kindlich gehalten, und man nimmt an, daß er das, wovor er dem Manne Furcht machen will, selbst fürchtet. Ja, er fürchtet es mehr als der Mann, denn dieser will ja nichts anderes als eintreten, selbst als er von den schrecklichen Türhütern des Innern gehört hat, der Türhüter dagegen will nicht eintreten, wenigstens erfährt man nichts darüber. Andere sagen zwar, daß er bereits im Innern gewesen sein muß, denn er ist doch einmal in den Dienst des Gesetzes aufgenommen worden, und das könne nur im Innern geschehen sein. Darauf ist zu antworten, daß er wohl auch durch einen Ruf aus dem Innern zum Türhüter bestellt worden sein könnte und daß er zumindest tief im Innern nicht gewesen sein dürfte, da er doch schon den Anblick des dritten Türhüters nicht mehr ertragen kann. Außerdem aber wird auch nicht berichtet daß er während der vielen Jahre außer der Bemerkung über die Türhüter irgend etwas von dem Innern erzählt hätte. Es könnte ihm verboten sein, aber auch vom Verbot hat er nichts erzählt. Aus alledem schließt man, daß er über das Aussehen und die Bedeutung des Innern nichts weiß und sich darüber in Täuschung befindet. Aber auch über den Mann vom Lande soll er sich in Täuschung befinden, denn er ist diesem Mann untergeordnet und weiß es nicht. Daß er den Mann als einen Untergeordneten behandelt, erkennt man aus vielem, das dir noch erinnerlich sein dürfte. Daß er ihm aber tatsächlich untergeordnet ist, soll nach dieser Meinung ebenso deutlich hervorgehen. Vor allem ist der Freie dem Gebundenen übergeordnet. Nun ist der Mann tatsächlich frei, er kann hingehen, wohin er will, nur der Eingang in das Gesetz ist ihm verboten, und überdies nur von einem einzelnen, vom Türhüter. Wenn er sich auf den Schemel seitwärts vom Tor niedersetzt und dort sein Leben lang bleibt, so geschieht dies freiwillig, die Geschichte erzählt von keinem Zwang. Der Türhüter dagegen ist durch sein Amt an seinen Posten gebunden, er darf sich nicht auswärts entfernen, allem Anschein nach aber auch nicht in das Innere gehen, selbst wenn er es wollte. Außerdem ist er zwar im Dienst des Gesetzes, dient aber nur für diesen Eingang, also auch nur für diesen Mann, für den dieser Eingang allein bestimmt ist. Auch aus diesem Grunde ist er ihm untergeordnet. Es ist anzunehmen, daß er durch viele Jahre, durch ein ganzes Mannesalter gewissermaßen nur leeren Dienst geleistet hat, denn es wird gesagt, daß ein Mann kommt, also jemand im Mannesalter, daß also der Türhüter lange warten mußte, ehe sich sein Zweck erfüllte, und zwar so lange warten mußte, als es dem Mann beliebte, der doch freiwillig kam. Aber auch das Ende des Dienstes wird durch das Lebensende des Mannes bestimmt, bis zum Ende also bleibt er ihm untergeordnet. Und immer wieder wird betont, daß von alledem der Türhüter nichts zu wissen scheint. Daran wird aber nichts Auffälliges gesehen, denn nach dieser Meinung befindet sich der Türhüter noch in einer viel schwereren Täuschung, sie betrifft seinen Dienst. Zuletzt spricht er nämlich vom Eingang und sagt: ›Ich gehe jetzt und schließe ihn‹, aber am Anfang heißt es, daß das Tor zum Gesetz offensteht wie immer, steht es aber immer offen, immer, das heißt unabhängig von der Lebensdauer des Mannes, für den es bestimmt ist, dann wird es auch der Türhüter nicht schließen können. Darüber gehen die Meinungen auseinander, ob der Türhüter mit der Ankündigung, daß er das Tor schließen wird, nur eine Antwort geben oder seine Dienstpflicht betonen oder den Mann noch im letzten Augenblick in Reue und Trauer setzen will. Darin aber sind viele einig, daß er das Tor nicht wird schließen können. Sie glauben sogar, daß er, wenigstens am Ende, auch in seinem Wissen dem Manne untergeordnet ist, denn dieser sieht den Glanz, der aus dem Eingang des Gesetzes bricht, während der Türhüter als solcher wohl mit dem Rücken zum Eingang steht und auch durch keine Äußerung zeigt, daß er eine Veränderung bemerkt hätte.« »Das ist gut begründet«, sagte K., der einzelne Stellen aus der Erklärung des Geistlichen halblaut für sich wiederholt hatte. »Es ist gut begründet, und ich glaube nun auch, daß der Türhüter getäuscht ist. Dadurch bin ich aber von meiner früheren Meinung nicht abgekommen, denn beide decken sich teilweise. Es ist unentscheidend, ob der Türhüter klar sieht oder getäuscht wird. Ich sagte, der Mann wird getäuscht. Wenn der Türhüter klar sieht, könnte man daran zweifeln, wenn der Türhüter aber getäuscht ist, dann muß sich seine Täuschung notwendig auf den Mann übertragen. Der Türhüter ist dann zwar kein Betrüger, aber so einfältig, daß er sofort aus dem Dienst gejagt werden müßte. Du mußt doch bedenken, daß die Täuschung, in der sich der Türhüter befindet, ihm nichts schadet, dem Mann aber tausendfach.« »Hier stößt du auf eine Gegenmeinung«, sagte der Geistliche. »Manche sagen nämlich, daß die Geschichte niemandem ein Recht gibt, über den Türhüter zu urteilen. Wie er uns auch erscheinen mag, ist er doch ein Diener des Gesetzes, also zum Gesetz gehörig, also dem menschlichen Urteil entrückt. Man darf dann auch nicht glauben, daß der Türhüter dem Manne untergeordnet ist. Durch seinen Dienst auch nur an den Eingang des Gesetzes gebunden zu sein, ist unvergleichlich mehr, als frei in der Welt zu leben. Der Mann kommt erst zum Gesetz, der Türhüter ist schon dort. Er ist vom Gesetz zum Dienst bestellt, an seiner Würdigkeit zu zweifeln, hieße am Gesetz zweifeln.« »Mit dieser Meinung stimme ich nicht überein«, sagte K. kopfschüttelnd, »denn wenn man sich ihr anschließt, muß man alles, was der Türhüter sagt, für wahr halten. Daß das aber nicht möglich ist, hast du ja selbst ausführlich begründet.« »Nein«, sagte der Geistliche, »man muß nicht alles für wahr halten, man muß es nur für notwendig halten.« »Trübselige Meinung«, sagte K. »Die Lüge wird zur Weltordnung gemacht.«
K. sagte das abschließend, aber sein Endurteil war es nicht. Er war zu müde, um alle Folgerungen der Geschichte übersehen zu können, es waren auch ungewohnte Gedankengänge, in die sie ihn führte, unwirkliche Dinge, besser geeignet zur Besprechung für die Gesellschaft der Gerichtsbeamten als für ihn. Die einfache Geschichte war unförmlich geworden, er wollte sie von sich abschütteln, und der Geistliche, der jetzt ein großes Zartgefühl bewies, duldete es und nahm K.s Bemerkung schweigend auf, obwohl sie mit seiner eigenen Meinung gewiß nicht übereinstimmte.
 http://kafkaderprozess.blogspot.com/2012/09/im-dom.html

Psychologische Komponenten der Torhüterparabel


Kafka geriet beim Schreiben von der Proceß in eine Schaffenskriese und war persönlich in schlechter Verfassung. Privat war er unglücklich, er hatte die Auflösung seiner sechswöchigen Verlobung mit Felice Bauer noch nicht verwunden. In dieser tiefen persönlichen, beruflichen und psychologischen Krise schuf der Vor dem Gesetz und verarbeitet darin seinen Schmerz.
Auffallend ist, dass dieses Fragment aus dem Kapitel der Dom von ihm ja auch öffentlich gemacht wurde, während er den Rest des Buches geheim halten wollte. Er unterstrich diese Eigenständigkeit auch durch die Veröffentlichung in der Landarzt und einer jüdischen Zeitung.
Anders als im Rest des Romans findet sich hier eine Klarheit. Diese Klarheit ist im typisch kafkaeskem Stil zunächst nicht klar erkennbar, doch hebt sich auch psychologisch die Torhüterparabel deutlich vom Rest des Werkes ab.
Während im Rest des Buches Josef K. umherirrt, Verwirrungen erlebt und die Aufgabe nebulös bleibt, ist es bei der Parabel Vor dem Gesetz klar was der Mann vom Land zu tun hätte: Er müsste sich einfach auf dem Weg zum Gesetz machen, egal welche Hemmnisse dem entgegen stehen. Dieser Teil vom ansonsten eher düsteren Proceß hat eine durchaus positive Botschaft - hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner, so kann man das zusammenfassend sagen.


Analog zum Modell von Freud können wir uns die Torhüter Legende auch nach der besprochenen Dreiteilung anschauen.
Das Ich des Mannes ist geschwächt, er ist unfähig sich selbst, seinen Plan, in die Tat umzusetzen und zu verwirklichen. Er hat den Drang, das angeborene Bedürfnis zur Selbstverwirklichung, kann dem jedoch nicht nachgeben. Ihm wird der Eintritt verwährt, er wird eingeschüchtert. Ich Stärke würde dazu führen, dass er den Widerspruch zwischen seinem Willen und der Weigerung des Torhüters erkennt und versucht unbeirrt seinen Weg zu gehen. Er wird jedoch durch seine Ängste ( ES ) und seine anerzogenen Regeln ( den Worten einer Autorität wie des Torhüters ist zu gehorchen,  ÜBER ICH ) am Vordringen gehindert.
Das Über Ich, als Träger des Ideals, als mahnende, als urteilende Instanz lässt den Suchenden nicht gewähren. Es verhindert, dass dieser Mann vom Land einfach die Grenzen überwindet und das Innere des Gesetzes stürmt. 


Fragen zum Text

  1. Warum will der Mann vom Lande ins Gesetz?
  2. Warum darf er nicht eintreten, obwohl der Türhüter sagt, dass es möglich sei?
  3. Warum altert der Mann vom Lande, der Türhüter aber nicht?
  4. Warum ist das Gesetz ein Gebäude?
  5. Warum ist dieser Eingang nur für den Mann vom lande bestimmt?
  6. Warum gibt es weitere Türhüter, die einen immer wieder aufs Neue daran hindern, ins Gesetz eintreten zu dürfen?
  7. Die Schlichtheit der Sprache drückt was aus?
  8. Warum hat der Mann kaum wörtliche Rede?
  9. Warum wird der Torhüter so optisch beschrieben, der Mann nicht?
  10. Welche Moral verbirgt sich in dem Gleichnis?

Vor dem Gesetz

Vor dem Gesetz steht ein Türhüter. Zu diesem Türhüter kommt ein Mann vom Lande und bittet um Eintritt in das Gesetz. Aber der Türhüter sagt, daß er ihm jetzt den Eintritt nicht gewähren könne. Der Mann überlegt und fragt dann, ob er also später werde eintreten dürfen. »Es ist möglich«, sagt der Türhüter, »jetzt aber nicht.« Da das Tor zum Gesetz offensteht wie immer und der Türhüter beiseite tritt, bückt sich der Mann, um durch das Tor in das Innere zu sehn. Als der Türhüter das merkt, lacht er und sagt: »Wenn es dich so lockt, versuche es doch, trotz meines Verbotes hineinzugehn. Merke aber: Ich bin mächtig. Und ich bin nur der unterste Türhüter. Von Saal zu Saal stehn aber Türhüter, einer mächtiger als der andere. Schon den Anblick des dritten kann nicht einmal ich mehr ertragen.« Solche Schwierigkeiten hat der Mann vom Lande nicht erwartet; das Gesetz soll doch jedem und immer zugänglich sein, denkt er, aber als er jetzt den Türhüter in seinem Pelzmantel genauer ansieht, seine große Spitznase, den langen, dünnen, schwarzen tatarischen Bart, entschließt er sich, doch lieber zu warten, bis er die Erlaubnis zum Eintritt bekommt. Der Türhüter gibt ihm einen Schemel und läßt ihn seitwärts von der Tür sich niedersetzen. Dort sitzt er Tage und Jahre. Er macht viele Versuche, eingelassen zu werden, und ermüdet den Türhüter durch seine Bitten. Der Türhüter stellt öfters kleine Verhöre mit ihm an, fragt ihn über seine Heimat aus und nach vielem andern, es sind aber teilnahmslose Fragen, wie sie große Herren stellen, und zum Schlusse sagt er ihm immer wieder, daß er ihn noch nicht einlassen könne. Der Mann, der sich für seine Reise mit vielem ausgerüstet hat, verwendet alles, und sei es noch so wertvoll, um den Türhüter zu bestechen. Dieser nimmt zwar alles an, aber sagt dabei: »Ich nehme es nur an, damit du nicht glaubst, etwas versäumt zu haben.« Während der vielen Jahre beobachtet der Mann den Türhüter fast ununterbrochen. Er vergißt die andern Türhüter, und dieser erste scheint ihm das einzige Hindernis für den Eintritt in das Gesetz. Er verflucht den unglücklichen Zufall, in den ersten Jahren rücksichtslos und laut, später, als er alt wird, brummt er nur noch vor sich hin. Er wird kindisch, und, da er in dem jahrelangen Studium des Türhüters auch die Flöhe in seinem Pelzkragen erkannt hat, bittet er auch die Flöhe, ihm zu helfen und den Türhüter umzustimmen. Schließlich wird sein Augenlicht schwach, und er weiß nicht, ob es um ihn wirklich dunkler wird, oder ob ihn nur seine Augen täuschen. Wohl aber erkennt er jetzt im Dunkel einen Glanz, der unverlöschlich aus der Türe des Gesetzes bricht. Nun lebt er nicht mehr lange. Vor seinem Tode sammeln sich in seinem Kopfe alle Erfahrungen der ganzen Zeit zu einer Frage, die er bisher an den Türhüter noch nicht gestellt hat. Er winkt ihm zu, da er seinen erstarrenden Körper nicht mehr aufrichten kann. Der Türhüter muß sich tief zu ihm hinunterneigen, denn der Größenunterschied hat sich sehr zuungunsten des Mannes verändert. »Was willst du denn jetzt noch wissen?« fragt der Türhüter, »du bist unersättlich. « »Alle streben doch nach dem Gesetz«, sagt der Mann, »wieso kommt es, daß in den vielen Jahren niemand außer mir Einlaß verlangt hat?« Der Türhüter erkennt, daß der Mann schon an seinem Ende ist, und, um sein vergehendes Gehör noch zu erreichen, brüllt er ihn an: »Hier konnte niemand sonst Einlaß erhalten, denn dieser Eingang war nur für dich bestimmt. Ich gehe jetzt und schließe ihn.«


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